Mitmachen beim Dialog über Deutschland!

Seit dem Aufstieg der Piraten bewegt sich etwas. Auf einmal lädt unsere Kanzlerin die Bürger zum Dialog im Internet auf:
Auf dieser Seite kann man sowohl eigene Vorschläge an die Regierung machen, wie das Leben und die demokratischen Institutionen in Zukunft gestaltet werden sollen, als auch die Vorschläge anderer bewerten und unterstützen. Trotz einiger Unzulänglichkeiten in der technischen Umsetzung bin ich der Meinung, dass diese Idee es verdient unterstützt zu werden. Deswegen fordere ich alle auf sich zu beteiligen.

Behördenrufnummer 115 - Weder schnell, noch kompetent

Ein einfaches Problem: Ich möchte meine Steuerklasse ändern, da ich geheiratet habe. Mein Anruf beim Bürgeramt in Berlin wird auf die 115 umgeleitet. Das dauert, aber zumindest erreiche ich jemand. Die freundliche Auskunft sagt mir, dass ich dazu beim Finanzamt meine Lohnsteuerkarte und die Eheurkunde vorweisen soll. Nach etwas Verwirrung, welche Lohnsteuerkarte, es gibt keine Lohnsteuerkarte 2011, einigen wir uns darauf, dass es wohl die Lohnsteuerkarte 2010 sein muss, die ich erst beim Arbeitgeber beantragen muss. Also kann ich es mir an diesem Tag abschminken gleich zum Finanzamt zu gehen. Warum zum Teufel muss ich eigentlich im 21. Jahrhundert eine grüne Pappkarte im Orginal von Pontius zu Pilatus schleppen nur um meine Steuerklasse zu ändern? Haben die keine Computer im Finanzamt? Habe ich nicht eine verfassungswidrige von Geburt an ewig gültige Steuernummer, die mich eindeutig identifiziert?

HUK Coburg und Techniker Krankenkasse Berlin - Zwei kleine Geschichten

Die HUK Coburg war bisher immer vorbildlich was Service anging. Umso erstaunlicher daher die folgende Geschichte:
Ich bekam von der HUK ein etwas verwirrendes Schreiben, dass sie meine KFZ-Versicherungsgebühren von meinem Konto abgebucht hätten. Ein kurzer Blick auf mein Girokonto genügte aber um zu sehen, dass das nicht der Fall war. Offenbar meinten sie, dass sie von einem internen Konto, dass sie für jeden Kunden bei der HUK führen, etwas abgebucht haben. Das ist schön, dass sie mir das schreiben, aber es interessiert mich wenig. Ich wollte wissen, ob sie jetzt Geld von mir überwiesen bekommen wollen oder ob sie es automatisch abbuchen (denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich beim Abschluss des Vertrages eine Einzugsgenehmigung erteilt hatte). Das war aus dem Schreiben aber nicht eindeutig zu entnehmen. Also dachte ich, dass ein kurzer Anruf bei der Service-Hotline das erledigen sollte. Aber leider weit gefehlt. Alle Anrufversuche laufen ins Leere. Ich erreiche niemanden, obwohl ich es zu den angegebenen Geschäftszeiten auf dem Brief versuche. Also vielleicht eine Email senden? Allerdings wird die Service-Email-Adresse aus unverständlichen Gründen nicht auf den Schreiben der HUK Coburg angegeben. Sie wollen offenbar keine Anfragen über so neumodische Kommunikationswege bekommen. Aber auf der Internetseite finde ich schliesslich doch ein Kontaktformular und sende der HUK Coburg mein Anliegen.
Die Antwort kommt sehr schnell: eine Email mit angehängtem PDF, das ich bitte ausdrucken, ausfüllen und per Post (auf eigene Kosten) and die HUK Coburg senden solle um nochmals die Einzugsgenehmigung für meine KFZ-Versicherung zu erteilen. Schön, dann mache ich das halt, drucke aus, fülle aus, kaufe Briefumschlag und Briefmarken. Kurz vor dem Absenden kommt mir aber der Gedanke: Bei den meisten Firmen kann man eine Einzugsermächtigung online geben. Warum nicht bei der HUK? Also ein kurzer Ausflug auf derer Internetseite und siehe da: Natürlich kann ich die Einzugsermächtigung online erteilen! Warum weiss nur der HUK Kunden Support selbst nichts davon? Meine Anfrage zu dem Thema bleibt unbeantwortet. Ist ja auch zu peinlich, wenn man zugeben muss, dass sich die Kunden besser auskennen als der Support. Also lieber HUK-Support: Vielen Dank für nix! Ich hab meine Probleme selbst besser lösen können.

Jetzt zur Techniker Krankenkasse, ebenso wie die HUK eigentlich immer vorbildlich. Die Abteilung in Berlin aber scheint sich der allgemeinen Inkompetenz und Trägheit von Behörden in Berlin anpassen zu wollen. Die Geschichte ist die folgende: Ich gehe mit meiner Frau persönlich zum TK Center in Berlin. Im Gegensatz zu den Berliner Behörden ist es kein abgewracktes Gebäude am Ende der Welt sondern durchaus modern und man muss auch keine Nummer ziehen. Stattdessen steht man Schlange und der Mann an der Rezeption schickt einen, nachdem er den Namen erfahren hat zum Warteplatz. Eigentlich dasselbe wie auf den Behörden, nur ohne Nummer. Die Wartezeit war auch nicht kurz, kein Wunder, wenn nur zwei Sachbearbeiter am Montag um 10 Uhr morgens sich der Probleme der Kunden in Berlin annehmen. Dann sind wir endlich dran, alles wunderbar, die Sachbearbeiterin füllt den Antrag auf Familienversicherung meiner Frau aus und kopiert die Heiratsurkunde. Dann aber die erste Enttäuschung. Wir können keine Bestätigung über die Mitgliedschaft meiner Frau in der TK bekommen, da der Antrag erst noch nach Hamburg geschickt werden muss und dort entschieden wird, ob meine Frau bei der TK familienversichert wird. Das ist sehr ungünstig, denn wir brauchen diese Bescheinigung sofort, da meine Frau und ich danach zur Ausländerbehörde müssen und diese Bescheinigung brauchen. Meine Frage, warum meine Frau abgelehnt werden sollte, kann die Sachbearbeiterin nicht beantworten. Sie weiss offenbar nichts und tut nur ihre Arbeit. Sie bietet aber an, uns eine Bescheinigung zu geben, das wir den Antrag auf Familienversicherung für meine Frau gestellt haben. Wir nehmen dankend an und verlassen die TK auf dem weg zur Ausländerbehörde .
Drei Tage später bekomme ich Post von der TK und denke, dass das wohl jetzt die Bestätigung der Familienversicherung sein muss. Weit gefehlt! Die TK schreibt:

Sehr geehrter Herr. ...,

Sie haben den Fragebogen zur Familienversicherung zurückgesandt. (Habe ich nicht, das war die Sachbearbeiterin)

Wir bitten um ihr Verständnis, dass Sie diesen noch einmal erhalten. Uns fehlen noch weitere Informationen. Die entsprechenden Stellen haben wir für Sie markiert. ...

Auf dem beigefügten Formular ist die Stelle markiert, die noch ausgefüllt werden muss: Familienstand. (Ledig, verheiratet, geschieden,...)
Das verwirrt mich etwas. War ich nicht mit meiner Frau persönlich bei der TK Berlin? Hat die Sachbearbeiterin dort nicht persönlich das Original der Heiratsurkunde kopiert und persönlich den Antrag auf Familienversicherung ausgefüllt, den ich dann vor ihren Augen persönlich unterschrieben habe? Wie kann es sein, dass mein Familienstand für die TK immer noch unbekannt ist? Warum sollte ich wohl eine Familienversicherung für meine Frau beantragen, wenn ich nicht verheiratet bin? Warum schickt TK Hamburg diese Frage an mich und nicht an die Sachbearbeiterin in Berlin, die alle Unterlagen hat? Vielleicht aber wissen die TKler in Hamburg schon, dass man sich auf die Sachbearbeiter in Berlin nicht verlassen kann. Denn die können offenbar noch nicht mal die eigenen Formulare der TK korrekt ausfüllen. Daher meine Empfehlung: Persönlich zur TK zu gehen in Berlin ist Zeitverschwendung! Am besten alles selber machen. Sonst funktioniert einfach nix.

Traurige Geschichten aus der Ausländerbehörde Berlin

Am 30. Januar 2012 war ich mit meiner lieben Ehefrau bei der Berliner Ausländerbehörde am Friedrich-Krause-Ufer 24. Ein wirklich wunderhässlicher Bau abseits von allen Bus und U-Bahnlinien, um dem gemeinen Ausländer gleich zu zeigen, wie willkommen er in Deutschland ist. Wer eintritt wird vom wachsamen Pförtner gleich bestimmt gefragt (natürlich auf deutsch, sonst ist es zu einfach für die Ausländer), was man hier will, und man muss auch gleich den Pass vorweisen. Nachdem derselbe aufmerksam beäugt wurde, wird man dorthin weitergeschickt, wo man sowieso hingehen wollte, denn meistens weiss man die eigene Nationalität.
Allerdings sollte man deutsch können, um sich zurechtzufinden. In der ganzen Ausländerbehörde gibt es kein einziges Schild z.B. auf englisch (Doch ein einziges, da stand: "No students") oder vielleicht gar auf türkisch. Ist auch vollkommen klar, die Beamten der Ausländerbehörde sind schliesslich alles reinsprachige Deutsche und die müssen sich ja in ihrer eigenen Behörde zurechtfinden können. Das die Besucher der Ausländerbehörde wohl zu 95% Ausländer sein dürften ist da kein Argument. Amtssprache in Deutschland ist deutsch, das wird jedem Ausländer hier unverblümt klar gemacht.
Deswegen sind die Warteräume auch nach dem Alphabet aufgeteilt, Warteraum 1 für Nachnamen von A-M, Warteraum 2 von N-Z. Aber was machen eigentlich die armen Ausländer, deren Nachname nicht in lateinischen Buchstaben geschrieben ist? Ich hab gerüchteweise gehört, dass es noch andere Schriftsysteme geben soll auf der Welt, zB. kyrillisch, japanisch , hindu, arabisch, ... . Aber das stimmt wohl nicht, die Experten im Berliner Ausländeramt wissen das natürlich besser.
Angekommen im Warteraum das übliche Berliner Behördenspiel: Nummer ziehen, hinsetzen und schweigend warten, bis auf der Tafel des Herrn die geheiligte Nummer erscheint zusammen mit dem Raum in den man gehen darf um die Sünden zu beichten und vielleicht Absolution zu bekommen (wenn man alle notwendigen Dokumente dabei hat).
Das besondere in der Ausländerbehörde ist, das man in einen winzigen Raum kommt, wo hinter einer Glasscheibe (wie an der Hochsicherheitskasse einer Bank) der Sachbearbeiter sitzt und durch einen 5cm großen Spalt die 10-20 Dokumente entgegen nimmt, die man für sein Anliegen vorweisen muss. Die Dramen die sich hier abspielen und die den Einbau von Sicherheitsglas notwendig machen, möchte ich mir gar nicht vorstellen. In unserem Fall ist alles nach ein paar Minuten erledigt (meine Frau ist gut vorbereitet) und wir müssen wieder auf unbestimmte Zeit in den Warteraum um das Ergebnis der Bearbeitung abzuwarten. Ich nutze die Zeit um unser Auto umzuparken, denn es gibt natürlich kaum Parkplätze vor der Behörde und so war ich gezwungen etwas unverschämt einen Aldiparkplatz in der Nähe zu belegen, was aber nur für begrenzte Zeit möglich (und wer in die Ausländerbehörde geht sollte besser unbegrenzt Zeit mitbringen).
Zu meiner Überraschung ist meine liebe Frau nach meiner Rückkehr bereits abgefertigt worden und zeigt mir einen tollen Zettel, dessen Inhalt ich hier mal in Auszügen zitieren möchte:

Sehr geehrte Frau ....,

in ihrer Aufenthaltsangelegenheit werden Sie gebeten, unter Vorlage dieses Schreibens

am 22.03.2012 um xx:xx Uhr
ohne Wartenummer direkt in Zimmer xxx (x. Etage, Eingang x)

vorzusprechen.

Sie werden früher als gewöhnlich zur Vorsprache in die Ausländerbehörde gebeten. Grund ist die Einführung des elektronischen Aufenthaltstitels (eAT) im Kreditkartenformat ab 1. September 2011, dessen Bestellung individuell vorbereitet werden muss.
Diese Vorladung gilt auch für ihren Ehegatten/Lebenspartner.
...
Ich bitte Sie, folgende Unterlagen mitzubringen (bitte beachten Sie auch die Folgeseite):
  • ...
  • Orginal des Mietvertrages mit Angabe der Wohnungsgröße in qm und Nachweis über monatliche Kosten der Miete bzw. des Wohneigentum
  • ...
Die Folgeseite:
  • Gebühr 110,00 EUR

Hochachtungsvoll
Im Auftrag
...

7 Wochen Wartezeit!! Und sie schreiben auch noch, das wir früher als gewöhnlich drankommen? Ist das ihr Ernst?
Meine Frau sagt, dass sei ihr Ernst. Außerdem muss sie an diesem Termin alle die Dokumente nochmal vorlegen, die sie heute schon vorgelegt hat! Ich beruhige mich kurz und denke, gut du bekommst also in 7 Wochen die eAT. Nein, auch das nicht korrigiert mich meine Frau. Die Ausstellung der eAT braucht nochmal mindestens 1 Monat, in 7 Wochen dürfen wir nur den Antrag für die eAT abgeben (und die 110 Euro zahlen). Abholen kann sie die eAT dann Ende April oder so. Super, das Visum meiner Frau zur Familienzusammenführung und zur Umschreibung auf eine Aufenthaltsgenehmigung ist 3 Monate gültig und läuft natürlich Mitte April ab. D.h. wir müssen eventuell noch eine Verlängerung beantragen, damit sie die eAT legalerweise abholen kann.

Wie #?%& ist das denn?

So was kann sich doch nicht einmal ein Satiriker ausdenken! Und so ein Schwachsinn ist Realität im Deutschland des 21. Jahrhunderts! Wo ist da das gastfreundliche Deutschland von dem die Medien berichten? Wo ist da die effiziente Verwaltung auf die Deutschland ja so stolz ist und die man auch gerne den Griechen und Italienern beibringen möchte? In Berlin, das ist mir jetzt klar, ist sie definitiv nicht! Man sollte Ausländern die menschlich behandelt werden wollen wohl besser empfehlen woanders in ihr Glück zu suchen. Und das ist wirklich eine traurige Geschichte.